Unabhängig vom Musikstil gibt es im Wesentlichen zwei Arten, ein Stück zu Arrangieren:
A) Erfinden einer eigenen Fassung unter Verwendung vorgegebenen Materials, zB. einer Melodie. Satz, Harmonik und Form werden dabei selbst neu erstellt. Dies lässt einem grosse künstlerische Freiheit. Kompositorisches Geschick ist hier ebenso gefragt wie gute Kenntnisse in Harmonie- und Satzlehre, um ein stimmiges Ganzes zu schaffen.
B) Umsetzung eines Stückes für eine andere Besetzung möglichst nah an der Vorlage, also eher ein Uminstrumentieren. Satz, Harmonik, Form und Anlage bleiben bestehen und werden für die neue Besetzung spielbar gemacht. Dies ist im klassischen Bereich die häufigste Art; man muss nichts neu erfinden, aber den ursprünglichen Satz erfassen und verstehen, also den Kompositionsprozess nachvollziehen.
Egal, ob man sich für A), B) oder eine Mischform entscheidet, bestimmte Grundsätze gelten immer.
Hier deshalb einige kurze Tipps zum Arrangieren:
1. besonderen Wert auf die Ausarbeitung der Bassstimme legen.
Als Fundament des Stückes ist der Bass das Wichtigste überhaupt. Hier Arbeit zu investieren, lohnt sich; eine unsauber gearbeitete Basslinie dagegen rächt sich.
2. minimalistisch in den Mitteln
das heisst zB.: sich für eine Begleitfigur entscheiden, und konsequent dabei
bleiben für den ganzen Abschnitt oder sogar das ganze Stück. Einfache Lösungen bevorzugen. Siehe auch: 4.
3. Instrumente ihrem Naturell gemäss behandeln
Man kann nicht alle Instrumente, für die man schreibt, genau kennen.
Trotzdem sollte man sich mit deren Spieltechnik, Tonumfang und klanglichen Eigenschaften vertraut machen. Grösstenteils die Instrumente in ihren Kernlagen verwenden. Extremlagen, besondere Spieltechniken und Schwierigkeiten für einzelne Momente, zB. musikalische Höhepunkte, aufsparen.
4. nicht zu viel aufeinmal hineinpacken
Zu viele verschiedene Ideen, Effekte etc. auf kleinen Raum unterbringen zu wollen, wirkt in der Regel nicht und macht schnell einen amateurhaften Eindruck. Dies wird leider oft sogar von professionellen Komponisten falsch gemacht. Hier ist meist weniger wirklich mehr.
5. oft anhören
Immer wieder zwischendurch das Geschriebene abhören, entweder mit dem Klavier oder vom Computer abgespielt. Auch mit etwas Abstand nach einer (Kaffee-) Pause oder einen Tag später. Lösungen bevorzugen, die auch nach dem 20sten mal hören mal nicht nerven.
6. Gründlichkeit geht vor
Erklärt sich von selbst, schnelles Arbeiten allein ist vollkommen wertlos.
7. möglichst viele Pausen schreiben
Jedem Musiker die Zeit zum Atmen, Erholen, Umblättern etc. geben.
Lieber mehr Pausen vorsehen und Noten sinnvoll reduzieren. Lohnt sich!
8. jedem Instrument Wichtiges geben
Einem Spieler durchgehend die Melodiestimme zu geben, und den anderen
nur Begleitfiguren, ist langweilig für Musiker und Publikum und fördert nicht gerade die Motivation. Jeder Spieler sollte wichtige Passagen bekommen.
9. viel Kaffee
Arrangieren ohne Kaffee ist vielleicht möglich, macht aber keinen Sinn.
10. sauberer Ton- und Notensatz
Strenge Tonsatzregeln sind nicht immer nötig, geben aber eine gute Basis für
einen ausgeglichenen Gesamtklang. Sich also an der Tonsatzlehre orientieren, ohne schulmeisterlich zu werden.
Desweiteren ist ein ordentlicher Notensatz für das Ergebnis beim Musizieren nicht zu unterschätzen. (Hier noch einmal 10 Tipps zum Arbeiten mit Notensatzprogrammen nachlesen)
11. Stückeauswahl
50% eines guten Arrangements macht schon vorab die Auswahl der Vorlage aus. Einige Stücke eignen sich hervoragend für bestimmte Besetzungen, andere machen schlichtweg keinen Sinn. Hier auch des Verhältnis von Aufwand und Ergebnis beachten. Nicht alles was möglich ist, ist auch gut. Dies erkennen und akzeptieren. Schrott gibt es schon genug!
Ideen für ein Stück gesucht? Vieleicht gibt es bei diesen zu unrecht vergessenen Komponisten einige Anregungen.
There are two ways to arrange music, regardless the style:
A) Inventing your own version with the usage of a given phrase or melody. The harmony, form and texture are to be made by youself, giving you much artistic licence.
B) Transribing a piece for another instrumention, keeping the harmony, texture and form close to the original. This is the common way of arranging classical music. You don’t have to invent anything new, but to retrace the process of the composition.
Whether you choose A), B) or a hybrid form, some principles apply either way.
Therefore, here are a few short tips:
1. pay extra attention to the bass line
As the word implies, the bass is the fundament and the most important part of your music. It pays to invest a lot of work here, since a weak bass line will come back at you immediately
2. be minimalistic
That means, for instance: choose one accompanyist figure and stick to it consequently for the whole piece or section.
Prefer simple solutions. also see: 4.
3. proper use of the instruments
You cannot know all your instruments equally well, but it’s important to get acquainted to their range, their tonal characteristics and their nature to make them sound well. Write within the basic range of any instrument for the greater part of the piece. Save special techniques, difficulties and extreme tone ranges for particular moments, like musical climaxes.
4. don’t put in too much at once
Using too many ideas, effects etc. in a short space won’t impress your audience and can appear rather amateur-like. Sadly, this is done even by professional composers. Less is more at this point.
5. listen and rehear frequently
Either let your computer replay or try on your piano what you have written down again and again. Do so after a pause, a coffee-break or the next day. Prefer solutions that don’t become anoying even if you hear them for the 20th time.
6. thoroughness comes first
That’s self-explanatory, fast work alone is worthless.
7. maximise rests
Give every musician time to breathe, to rest, to turn pages etc.
Write as much rests as possible, reduce notes sensibly.
8. grant every instrument its importance
To write the melodic line into only one part is dull for the audience and for the musicians as well. Every player should get important passages for their motivation and fun.
9. drink coffee
Arranging without coffee may be possible, but it’s time-wastingly pointless.
10. use poper texture and engraving
Remember your lessons of the musical texture. You don’t always have to follow them strictly, but they give you a good basis for a balanced and agreeable sound.
Also try to notate or engrave the music with the most possible quality. The appearance of the sheet music is not to be underated regarding the result of the performance (read again: 10 Tips for working with music notation software).
11. choose wisely
The choice of the original source makes up to 50% of a good arrangement. There is music that fits perfectly for some instrumentations, whereas other instrumentations don’t make much sense. Consider the ratio of effort versus outcome. What is doable isn’t necessarily good. It’s perceive and accept; there is enough rubbish out there already!
Looking for ideas for a new piece? Perhaps these wrongly forgotten composers will give you some useful suggestions.